Kurzbeschreibung der Stilrichtung Klassik Exklusiv

Durch die Siege bei Marathon (490 v. Chr.) und Salamis (480 v. Chr.) festigte Griechenland seine Vormachtstellung im östlichen Mittelmeerraum. Die politische und wirtschaftliche Überlegenheit trug wesentlich zur Steigerung des nationalen Selbstbewußtseins bei, welches sich schließlich auch auf kulturellem Gebiet - in der Architektur, Literatur, Philosophie und der bildenden Kunst niederschlug. In dieser Zeit der Klassik, die mit dem Tod Alexander des Großen 323 v. Chr. endete, vollzog sich der Wandel von den starren archaischen Formen hin zur Harmonie und idealer Schönheit. Besonders die griechische klassische Architektur mit ihren Proportionen wurde zum unangefochtenen Ideal.

Perypteros  - die klassische TempelformDie Cella ist dabei an allen vier Seiten von einer Säulenreihe, der Peristasis, umgeben. Beim klassischen Grundriss bevorzugten die Griechen ein Säulenverhältnis nach dem die Langseiten zweimal die Säulenzahl der Schmalseiten + 1 aufweisen, also 6 mal 13 oder 8 x 17 Säulen. Charakteristisch ist, dass sämtliche Außenseiten gleichwertig behandelt werden, so dass es keine besonders geschmückte Frontseite gibt.

Die Cella, der Raum für das Kultbild, hat an der Eingangsseite eine Vorhalle (Pronaos) und dazu entsprechend an der Rückseite den Opisthodom. Im Inneren ist die Cella in der Regel durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe gegliedert. Sie hat keine Fenster, so dass das Licht ausschließlich durch die geöffneten Tempeltore eindringen kann.

Die Tempel waren Räume für die zu verehrende Gottheit, deren Kulturbild in der Cella aufgestellt wurde. Die Gemeinde versammelte sich vor dem Tempel - meistens an der Eingangsseite im Osten - wo am Altar Opfergaben gespendet wurden. Wenn statt Marmor, Kalkstein für den Bau verwendet wurde, überzog man diesen mit einer glättenden Stuckschicht. Die Tempel blieben nicht in der Naturfarbe des Steins belassen, sondern wurden bemalt. Dabei bevorzugte man die Farbtöne Blau, Rot und Weiß.

Außer den Proportionen gehören auch die Stile - dorisch - ionisch - korinthisch zu den Merkmalen der Architektur. Die dorische Ordnung wurde im 6. Jh. v. Chr. zur Vollendung gebracht.

Die dorische Ordnung Bereits in archaischer Zeit wurde der Perypteros mit dorischen Säulen erbaut, doch in der klassischen Epoche veränderten sich die Proportionen. Die Säulen wurden schlanker und eleganter, das Verhältnis von Säulen- und Architrav-Höhe veränderte sich ebenfalls zugunsten der Säule. Die blockhafte Starre der frühdorischen Bauweise wurde überwunden.  In der dorischen Ordnung steht der sich nach oben verjüngende, mit 16 bis 20 Kanneluren versehene Säulenschaft unmittelbar, ohne besondere Basis auf dem Stylobat über dem dreistufigen Unterbau. Charakteristisch ist die Entasis (Schwellung) der Säulen, die ebenso wie die oft angewendete Kurvatur des Stufenunterbaus, der dem Bau die kalte Strenge nimmt. Auch der Architrav steigt kaum merklich, aber optisch wirksam zur Mitte leicht an. Außerdem werden die Säulen leicht nach Innen geneigt und die Ecksäulen etwas verstärkt. Auf diese Weise erhält der Tempel seine unvergleichliche Leichtigkeit.

Das dorische Kapitell besteht aus dem rings um das Schaftende sich vorwölbenden Echinus und der quadratischen Abakusplatte. Es trägt den Architravbalken, auf dem der aus eingekerbten Triglyphen und glatten oder skulptierten Metopen bestehende Fries liegt. Zwischen und unter dem Triglyphen finden sich tropfenförmige Guttae. Das Giebeldreieck (Tympanon) nimmt meist die Komposition der Giebelfiguren auf. Metopen und Giebelfelder sind die Elemente, welche den Bildschmuck tragen, gelegentlich auch die Pronaosfront.

Die ionische Ordnung Neben der dorischen findet die ionische Ordnung weitgehende Verbreitung in der klassischen Epoche Griechenlands. Die ionische Säule ist schlanker und sehr viel eleganter, ihr Linienverlauf flüssiger als der der dorischen. Die ionische Säule wird auf eine Basis gestellt und die Strenge der Kannelüren wird durch die Voluten des Kapitels gemildert. Die Kannelüren werden durch Stege miteinander verbunden und stoßen nicht wie bei der dorischen Säule scharfkantig aneinander. Durch die Reduzierung der Gebälkhöhe im Verhältnis zur Säule gewinnt der ionische Tempel noch mehr an Leichtigkeit

Die korinthische Ordnung Gegen Ende des 5. Jahrhunderts entwickelte sich in Griechenland die korinthische Ordnung, die sich im wesentlichen nur durch das Kapitell von der ionischen unterscheidet. Unter der konkav geschwungenen Deckplatte besteht das Kapitel aus zwei zu einem Kelch geformten Akanthusblatt-Kränzen.

Modell des Parthenon-Tempel  auf der Akropolis in AthenDer Marmortempel der Athena Parthenos auf der Akropolis von Athen wurde 448-432 v. Chr. unter Perikles und der Leitung des Phidias errichtet. Der Tempel ist ein dorischer Peripteros von 8 zu 17 Säulen. Im Kultraum, der Cella, stand das Standbild der Athene aus Gold und Elfenbein, welches ebenfalls Phidias schuf. Die Giebelgruppen stellten auf der Ostseite die Geburt der Athene und auf der Westseite den Streit zwischen Poseidon und Athene um Attika dar.

Modell des Mausoleums zu Harlikarnass König Mausolos ließ für sich und seine Gemahlin Artemisia 350 v. Chr. ein außergewöhnliches Grabmal errichten. Der König selbst entwarf den Bau mit 40 zwölf Meter hohen Marmorsäulen und beauftragte die berühmtesten Architekten seiner Zeit mit der Ausführung. Noch vor der Vollendung starb der König 353 v. Chr. und wurde in dem halbfertigen Bau beigesetzt. Schließlich zerstörte ein Erdbeben das Mausoleum. Britische Archäologen fanden bei den Ausgrabungen Fundamente und Skulpturenreste. Das Mausoleum muss überaus reich verziert und geschmückt gewesen sein. Neben den schweren Reliefdarstellungen aus Marmor krönte das Bauwerk eine 5 Meter hohe Quadriga, die Mausolos darstellte wie er den Pferdewagen ruhmreich zum Himmel lenkt. Man errechnete eine Gesamthöhe von 50 Metern für das Grabmal. Die Trümmer wurden im 15. Jh. von den Johannitern zum Bau einer Festung benutzt. König Mausolos' Grabmal hat die Zeiten zwar nicht überdauert, aber sein Name lebt in der Bezeichnung für Grabgebäude fort.

Rundtempel Neben den rechteckigen Formen entstehen auch Rundtempel, wie z.B. der Rundtempel der Athena Pronaia auf der Marmariaterrasse in Delphi. Die Cella hat dabei eine zylindrische Form, die von einer regelmäßigen Säulenreihe umgeben wird. 

Im 4. Jh. v. Chr. waren Rundbauten für besonders kostbare Tempel und Schatzhäuser sehr in Mode. Auch Denkmäler wurden gern in dieser Form errichtet. Links: Modell des Lysikrates-Denkmales Nachdem der Chorege Lysikrates bei einem Dithyramben-Wettbewerb gewonnen hatte, oblag es ihm, seinen geweihten Preis - einen riesigen bronzenen Dreifuß - angemessen zu präsentieren. Dafür konzipierte er einen 10 Meter hohen Marmorrundbau auf dessen Dach das Weihgeschenk thronte.